"Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern." Lukas 2,30-31

 ...Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein  Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel....So betet Simeon und aus diesem Gebet zitiert ist unser Monatsspruch.

Simeon ist ein frommer Jude. Als solcher erwartet er voller Sehnsucht, dass Gott endlich den Messias schic­ken wird. Den Befreier, der tun wird, was der Pro­phet Jesaja verhei­ßen hat, dass er den Elenden gute Botschaft bringen und zerbrochene Her­zen verbinden wird, dass er den Gefangenen die Freiheit verkündi­gen und die Gebundenen frei machen wird. Simeon wartet schon lange auf den Messias. Vielleicht zweifelt er manchmal, ob Gott ihn jemals schicken wird.
Bis Maria und Joseph Jesus als ihren erstgeborenen Sohn in den Tempel brin­gen, um ihn dort, wie es das Gesetz vorschreibt, Gott zu weihen.
Als Simeon Jesus sieht, weiß er, dass sein Warten auf den Messias ans Ziel gekommen ist. Er sieht, ohne dass seine Augen noch Sehkraft besitzen, den, der Gottes Heil in die Welt bringt, und spürt auf unerklärliche Weise, dass sich sein nun Leben erfüllt hat. So kann er lebenssatt sagen: Herr, nun kannst du mich sterben lassen. Denn mit eigenen Augen habe ich den gese­hen, der dein Heil bringt.
In der Begegnung mit dem Jesuskind hat Simeon erkannt, was Weihnachten bedeutet: Dass dieses Kind Gottes Heil in die Welt bringt.
Wenn das nur so leicht zu verstehen oder zu glauben wäre! Wenn sich das uns auch so einfach erschließen würde, wie es sich Simeon erschlossen hat. Aber unsere Skepsis lässt sich nicht einfach wegschieben und auch nicht unsere Fragen: Wenn Jesus Gottes Heil in die Welt gebracht hat, wo ist dieses Heil dann zu sehen? Leben wir nicht in einer unheilvollen Welt, einer im Grunde lebensfeindli­chen Welt?
Die Realität unserer Welt lässt sich nicht einfach wegschieben. Und nach dem Christfest schiebt sie sich wieder die Trauerfelder unserer Erde in unsere Wohnzimmer: der Unfriede im Heiligen Land, das Morden im Irak und Palästina, der Krieg in der Ukraine, die Flüchtlinge, die weltweit vertrieben werden, für viele von ihnen ist das Mittelmeer zu einem Massengrab geworden ... und und und. Kann man angesichts dieser unheilvollen Realität sagen: Das Jesuskind hat Gottes Heil in die Welt gebracht?
Wie stellen wir uns eigentlich das Heil der Welt vor? Wie stellen wir uns diese `heile Welt´ vor­? Wenn wir einen Wunschzettel schreiben könnten für eine heile Welt´ - was würde darauf stehen? Keine Kriege mehr? Endlich Schluss mit Gewalt und Hass in unserer Welt? Dass es gerecht zugehen soll unter den Menschen? Dass nicht Tausende ihren Arbeitsplatz verlieren, während sich Konzernleitung und Manager mit hohen Abfindungen vom Acker machen? Vielleicht würden wir auch ganz pauschal schreiben: „Zu meiner heilen Welt gehört, dass die Bösen für ihr Tun bestraft werden, es den Guten gut ergeht und dass das Leid ein Ende hat.
Aber diese heile Welt gibt es so nicht. Die Realität spricht eine andere Sprache als unsere Wünsche. Trotzdem werden Menschen nicht müde, das Zeugnis des Simeon weiter zu sagen: Jesus hat Gottes Heil in die Welt gebracht. „Meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“
Was aber dieses Heil ist, begreifen wir nur, wenn wir aufs Neue verstehen, was damals in der Nacht von Bethlehem geschehen ist. Das Heil besteht aus einem Paradox. Darin, dass Gott in tiefster Armut in die Welt kommt. In einen Trog wird er gebettet, aus dem sonst die Tiere essen, fern der Heimat in einem Stall, draußen auf dem Feld, angebetet von Hirten, den "Verlierern" der damaligen Gesellschaft.
So kommt Gott zur Welt. In tiefster Armut. Eigentlich mehr als erbärmlich. Aber diese Geburt ist Programm für das, was `Heil´ bedeutet: Dass Gott im Jesuskind nicht nur in unsere Welt gekommen ist, sondern dass er hinabgestiegen ist bis in die letzte menschliche Tiefe. In das Elend dieser Welt hat er sich begeben, um dem Menschen nahe zu sein, der inmitten von Not und Leid versucht, sein Leben zu bewältigen. So wie es in einem Weihnachtslied heißt:
                        Er äußert sich all seiner G´walt,
                        wird niedrig und gering,
                        und nimmt an eines Knechts Gestalt,
                        der Schöpfer aller Ding.
Der Schöpfer aller Ding nimmt Knechtsgestalt an. Gott wollte nicht den Himmel verlassen, um an gedeckten Tischen in reichen Palästen den Menschen nahe zu sein. Gott wollte im Elend dieser Welt uns nahe sein.
Ich bin überzeugt, auch Simeons Wunschzettel nach einer heilen Welt hätte Wünsche enthalten, ähnlich den unseren: Wünsche nach Frie­den, nach Ende von Leid und Elend. Und vielleicht hat auch Simeon in sei­nem Warten auf den Messias eher auf einen kraftvollen Herrscher gesetzt an der Spitze einer Armee. Aber als er Jesus sieht, werden ihm die Augen geöffnet – vielleicht das zweitgrößte Wunder von Weihnachten - und er erkennt das Heil, das Jesus in die Welt bringen wird. Nicht ein vordergründig machtvolles Heil, wie wir es uns wünschen: dass alles Leid weggenommen wird, alle Tränen getrocknet werden, dass die Fragen nach dem Warum angesichts des Elends in dieser Welt verstum­men werden. Sondern ein Heil, das darin besteht, dass Gott zu uns sagt: Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir. Genau dort, wo du bist. Auch in deinem persönlichen Elend und Leid. Ich bin bei dir.
Das ist unser Heil.
So werden wir auch dieses Jahr wieder Weihnachten feiern und dann allmählich wieder zurück in unseren Alltag gehen. Mag sein, dass wir nicht verstehen, warum Gott dieses oder jenes zulässt. Mag sein, dass wir uns immer wieder besin­nen müssen, worin denn nun eigentlich das Heil besteht, dass mit dem Jesus in die Welt gekommen ist. Aber nehmt aus diesen Festtagen das Eine mit in euren Alltag: Das Wissen um die Zusage Gottes, dass er uns begleitet in unserem Leben; dass er uns nicht verspricht, uns zu verschonen von Krankheit und Leid. Aber dass er verspricht, bei uns zu sein, in allen Tagen unseres Lebens.
Und am Ende unserer Lebensreise möge es uns geschenkt sein, wie Simeon Gott zu loben. Dass er uns das Heil und den Heiland geschenkt hat, im Leben wie im Sterben: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein  Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel“.

Ihr/euer Werner Happe

Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.

Wir sind Mitglied im Bund Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R.



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